Der Lido von Wien
Das kommunale Strandbad in der ersten Blütezeit
Am 5. August 1907
strömten die Wienerinnen und Wiener in das neu eröffnete 'Strandbad der
Commune Wien' auf der Schotterinsel in Kaisermühlen. Die Stadtregierung
war bemüht, Berndls privatem 'Sündenpfuhl' am Gänsehäufel ein 'seriöses'
städtisches Bad folgen zu lassen.
Die strikte Trennung der
Geschlechter in einem 'Frauen-Bad' und einem 'Herren-Bad' wurde bald von
findigen Gästen unterwandert. Spontan angebahnte 'Eheschließungen'
bereits bei der Anreise sicherten den Singles den Eintritt in das heiß
ersehnte, gemischt geschlechtliche 'Familien-Bad'.
Das
gesellschaftliche Treiben an den Stränden, in den Cafés und Restaurants
brachte auch kulturelle Blüten hervor. Musikkapellen gaben
'Wunschkonzerte' und Wiener Bühnenlieblinge 'Conferencen' zur
Unterhaltung des vergnügten Publikums im Badekostüm.
Anfangs für 666
Badegäste geplant, wurde das mit Begeisterung gestürmte Bad stetig
ausgebaut. 1917, im Kriegsjahr des Ersten Weltkrieges, wurden an einem
einzigen Tag 11 657 Badegäste auf der Insel gezählt!
Am Ende der ersten Blütezeit diente offenbar das Gänsehäufel für viele Menschen als kollektiver Zufluchtsort